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Rasseportrait

Rasse

Diese Rasse wurde erst 1920 vom englischen Kennel Club anerkannt, eine sogenannte junge Rasse, obwohl sie wahrscheinlich zu den ältesten Terriern gehört. Wie der Name besagt, stammen sie von der Border-Grenze zwischen England und Schottland. Es sind zähe, schneidige Terrier, die den Pferden und der Meute folgen bis die Fuchsspur gefunden ist, dann beginnt für den beherzten, furchtlosen Kleinen die Arbeit. Trotz diesem Mut und Aktivität ist er einer der verträglichsten Hunde überhaupt. Der Border Terrier ist ein idealer Hund für den Jagdgebrauch wie auch als Haushund in der Stadt. Das Haar wird als harsch bezeichnet und an Farben sind rot, weizenfarben, grizzle und tan oder blau und tan erlaubt. Am häufigsten ist der rote Border zu sehen.

Idealgewicht: zwischen 5 und 7 kg
Pflege: 2 bis 3 mal im Jahr trimmen, dazwischen überständiges Haar auszupfen

Nachfolgend finden Sie ein ausführliches Portrait über den Border Terrier, welches im Schweizer Hunde Magazin Nr. 3 / 2003 erschienen ist.




 

Portrait

Rasseportrait: Border Terrier

von Simone Zollinger
© Schweizer Club für Terrier (SCFT)

Um einer Rasse wirklich gerecht zu werden, ihren Charakter und ihre kennzeichnenden Verhaltensweisen verstehen zu können, muss man sich mit ihrer Herkunft und ursprünglichen Verwendung befassen. Viele Rassen der grossen Terrier-Familie lebten in ähnlicher Umgebung und hatten vergleichbare Haltungsbedingungen. Bei ausnahmslos allen Terriergattungen gleich war aber ihr Verwendungszweck als Jagdhunde, sowohl über als auch im Boden. Daher ihre Bezeichnung "Terrier", abgeleitet von "Terra" = Erde.

Geschichtlicher Hintergrund

Die Rassennamen dieser Gattung bezogen sich meist auf die Namen ihrer Besitzer oder auf einen Ort, bzw. eine Landschaft. So auch beim Border Terrier. Seine vermutete "Geburtsstätte" liegt in Northumberland, in den Grenzgebieten zwischen England und Schottland - "border" bedeutet in der deutschen Sprache „Grenze“. Er hiess früher nach einem Tal in dieser Gegend auch "Coquetdale-Terrier", auch der Dandie Dinmont- und der Bedlington-Terrier, die angeblichen Vorfahren des Border Terrier seien dort entstanden. Vom Bedlington könnte er die Schnelligkeit und vom Dandie Dinmont die mutige Arbeitstaktik im Bau geerbt haben.

Der Border Terrier war ein reiner Arbeitsterrier, in einem speziellen Wirkungsbereich, nämlich für die Meutejagd. Obwohl die damalige Zucht und deren Selektion vorallem auf die Verwendung und nicht auf ihr Aussehen ausgerichtet war (die Hunde mussten schnell sein, mühelos ausdauernd den Pferden folgen können und durften keinesfalls raufen), waren sie sich im Typ recht ähnlich: nicht zu gross für die Jagd im Fuchs- und Otterbau, kräftig, schlank mit dickem Fell und zäher Haut als Schutz ihrer wichtigsten Körperteile.

Wichtigen Einfluss auf die Border Terrier-Zucht hatte die Familie Robson in Northumberland. Sie züchteten und führten die so genannten Border Foxhounds. Die Robsons standen mit den Jagdherren aller grossen Jagden in den Grenzgebieten in Verbindung und nahmen auch an etlichen Jagden teil, vor allem an jenen mit Border Foxhounds. James Dodd war ebenfalls ein überzeugter Anhänger und Züchter des Border Terrier, ebenso wie bereits sein Grossvater. James Dodd legte bei seinen Hunden in erster Linie Wert auf Furchtlosigkeit, sie mussten "game" ein, sonst waren sie in seinen Augen keine Border Terrier.

Die Familien Robson und Dodd waren miteinander befreundet und verschwägert, John Dodd heiratete die Schwester von John Robson. Es verband sie ihre Jagdpassion und vorallem ihre Leidenschaft: die Border Terrier. So förderten die Dodds und Robsons gemeinsam die Zucht und Interessen des Borders und sie liessen auf den Jagden mit ihren Foxhoundmeuten nur noch Border Terrier arbeiten. Dank dieser erfolgreichen und langjährigen "Arbeitsgemeinschaft" mit den Border Foxhounds wurden die Terrier auch unter dem Namen "Border" bekannt.

Bereits 1870 (drei Jahre vor der Gründung des Kennel Clubs, England) wurden auf landwirtschaftlichen Ausstellungen Border Terrier in der Arbeitsklasse ausgestellt. Einigen eingefleischten Liebhabern dieser Terrier passte dies gar nicht, sie befürchteten, dass die Arbeitsqualitäten der Borders zu Gunsten überwiegend geförderter Ausstellungs- / Showlinien verkümmern könnten. Sie gründeten deshalb den "Northumberland Border Terrier Club" mit einem eigenen Zuchtregister. Oberstes Ziel war den Border als Arbeitsterrier zu erhalten. Dieser Club löste sich später wieder auf und sein Zuchtregister wurde in dasjenige des Kennel Clubs integriert.

1920 erfolgte die offizielle Anerkennung des Border Terrier als eigene Rasse durch den Kennel Club. Im gleichen Jahr wurde der Border Terrier Club gegründet, der noch heute arbeitet und die Interessen der Rasse als Arbeits- und Ausstellungshund vertritt. Der erste Rassestandard wurde aufgestellt, der in seinen wesentlichen Punkten auch heute noch seine Gültigkeit hat.

Auf den ersten Ausstellungen wurden die diversen Siege durchwegs von Border Terriern errungen, die aus aktiven Jagdzuchten stammten; ebenfalls waren die Ausstellungsrichter selber Jäger. Bei den ersten Siegerhunden wird zusammengefasst unter anderem in den Richterberichten festgehalten: "… sehr viel Schärfe - kurzes, dickes Fell mit Haaren wie Eisendraht - richtiger Otterkopf".

Border Terrier in der Schweiz

Der erste Border Terrier in der Schweiz wurde von Hans Feuz, damals "Tierpark Lange Erlen" in Basel, aus Holland importiert (Züchter: W.S.J. Osting). Der Rüde mit dem Namen "Victor" (Osting) wurde 1960 ins Schweizerische Hundestammbuch (SHSB) eingetragen - er bleibt der Verfasserin in lebhafter Kindheitserinnerung als sehr aufmerksamer, unerbittlicher Wächter des Privatbereiches im Erlenpark!

Erst in den siebziger Jahren wurden insgesamt rund 10 Border Terrier aus England importiert und ins SHSB eingetragen. Ebenfalls eingetragen wurden die ersten beiden Würfe 1978 und 1979 (Züchter: Mme. S. Mc Coll, Cressier VD / Frau L. Feuz, Stetten).

Mitte 1980 entwickelte sich langsam aber stetig das Border Terrier-Zuchtgeschehen und erlebte erstmals 1999 einen Welpen-"Höchststand" mit 92 eingetragenen Welpen aus 24 Würfen bei 15 aktiven Border Terrier Züchtern. 2002 betrug die aktive Züchterzahl 22, davon hatten 12 Züchter 23 Würfe mit insgesamt 88 Welpen.

Der Schweizer Club für Terrier (SCFT) betreut 22 Terrierrassen, für deren Züchter, welche einen von der SKG / FCI geschützten Zuchtnamen besitzen, das Zuchtreglement des SCFT verbindlich ist. Dieses gilt auch für Züchter, welche nicht Mitglied des SCFT sind, sowie für die Deckrüdenbesitzer.

Jeder Terrier der vom SCFT betreuten Rassen, welcher in der Zucht eingesetzt werden soll, muss vom SCFT zur Zucht zugelassen sein. Sein Mindestalter am Tag der Bewertung beträgt 9 Monate. Die Beurteilung erfolgt durch einen SKG-anerkannten Spezialrichter für Terrier aufgrund des gültigen FCI-Standards der zu richtenden Rasse. Zudem wird auch dem Wesen und Verhalten grösste Beachtung geschenkt. Da beim Border Terrier keine Erbkrankheiten bekannt sind, untersteht er keiner veterinärmedizinischen Untersuchungspflicht vorgängig der Zuchtzulassung. Das Mindestalter für den Einsatz zur Zucht beträgt für Rüden vollendete 9 Monate, für Hündinnen vollendete 15 Monate. Das Höchstalter ist bei Rüden unbeschränkt, bei Hündinnen das vollendete 9. Lebensjahr.

Die Fellpflege beim Border Terrier

Wie sehr viele der uns bekannten Terrierrassen besitzt der Border Terrier ein sogenanntes doppeltes Haarkleid mit einer weichen, dichten Unterwolle, die eng am Körper anliegt. Darüber das längere, harsche, dichte Deckhaar zum Schutz gegen Hitze, Kälte, Nässe, Gestrüpp und Schmutz, was sehr wichtig war für seinen ursprünglichen Verwendungszweck als Jagdhund. Allein die Handhabung der Fellpflege beim Border ist um einiges einfacher, wie bei den meisten seiner Terrierkollegen: er wird nicht "zurechtgemacht", sondern seine äussere Körperlinie, sein Umriss, wird betont, indem sein Deckhaar gleichmässig anliegend gekürzt wird. Dies geschieht mittels "Trimmen", d.h. die toten Haare, welche im Fellwechsel (Frühjahr und Herbst) abgestossen werden, also wenn das Deckhaar "reif" ist, können diese Haare von Hand ausgezogen werden, ohne dass dies den Hund schmerzt. Lediglich die Bart- und Schnauzhaare sind etwas länger als die übrigen Körperhaare, aber keinesfalls zu üppig gehalten, sonst geht der typische "Otterkopf" des Border Terrier verloren. Ebenso würde es das standardgemässe Verhältnis 2 : 1 von Oberkopf zu Vorgesicht verfälschen.

Die regelmässige Pflege des Borders geschieht mit Bürste und Kamm, letzterer vor allem um auch die Unterwolle zu erreichen, damit die Haut genügend Luft hat und die Haare nicht verfilzen. Bei kastrierten Border Terriern verändert sich das Deckhaar nicht, es kann vorkommen, dass die Wollschicht etwas dichter wächst, und da ist regelmässiges Kämmen besonders wichtig.

Für ungeübte Borderbesitzer übernimmt das Trimmen eventuell der Züchter des Hundes oder eine speziell ausgebildete Fachperson mit entsprechenden Rassekenntnissen.

Was ein Border Terrier braucht

Würden in der Schweiz grosse Jagden zu Pferd in Begleitung von Hundemeuten abgehalten, wäre der Border Terrier schon Jahre bekannt und populär. So aber blieb er lange Zeit fast unbeachtet, weshalb auch seine Zucht nur zögernd begann. Die Nachfrage galt eher jenen Terriern, die gestylt werden, die "präsentierten" und vielerorts zum Renommierobjekt für's eigene Prestige degradiert wurden - ohne Rücksicht auf ihre Neigungen und Bedürfnisse dieser urtümlichen "Naturburschen"!

Gerade dieses "Unscheinbare" macht aber auch etwas Besonderes aus dem Border Terrier. Seine Qualitäten erkennt nur derjenige, der sich mit der Geschichte dieses Hundes eingehend befasst hat und sich dann die Zeit nimmt, den Border eingehend "life" zu studieren und kennen zu lernen. Der Border Terrier ist etwas ganz Spezielles inmitten der grossen Terrierfamilie - angefangen bei seinem Aussehen: der flache Schädel, der stumpfe Fang verleihen ihm (und nur ihm) den typischen Otterkopf. Seinen ausdrucksvollen, wachen Augen, die direkt in den Betrachter "hineinschauen", entgeht nichts. Und trotzdem steht er fröhlich gelassen im Ausstellungsring, inmitten anderer Vierbeiner oder bei seinen Menschen. Er zeigt keinerlei Aggressivität, sondern er geniesst es, in der "Meute" etwas zu tun.

Würde der Border Terrier aber nur noch auf "Showhund" gezüchtet, wäre er kein Border Terrier mehr. Er muss mit all' seinen ursprünglichen Eigenschaften erhalten bleiben, damit er bleibt, was er immer war: ein reiner Arbeits-Terrier! In der heutigen Zeit sieht sein "Arbeitsbereich" natürlich anders aus, wie vor ein paar hundert Jahren. Trotzdem kann dem Border Terrier ein vielfältiges Betätigungsfeld angeboten werden: er lebt in der Familie, die zu seinem "Rudel" wird und kann sie - wenn er ausgewachsen ist - auf Wanderungen, am Velo oder mit dem Pferd begleiten. Voraussetzung ist eine konsequente Erziehung. Konsequenz hat aber nichts mit Härte oder Grobheit zu tun, sondern mit einer klaren Führung und tiergerechter Beschäftigung sowie dem Wissen über das angeborene Verhaltens-Grundprogramm des Border Terriers. Nur dadurch wird man ihm gerecht und werden beide Seiten, Mensch und Hund, glücklich.


Border Terrier können auch in diversen Hundesportarten bestens arbeiten, wie zum Beispiel als Begleithund, Sanitätshund, Fährtenhund, in Agility, Mobility und Obedience. Auch heute werden Border Terrier jagdlich geführt, etwa auf der Schweissfährte oder als Stöberhund, der freien Verlorensuche, beim Apportieren von kleinem Wild, dies auch im Wasser, da der Border Terrier sehr gerne schwimmt. Wichtig für ihn als Jagdgebrauchshund ist aber, dass auch er bei seinen Menschen integriert ist und zwischen seinen Jagdeinsätzen das Jahr hindurch ein glücklicher Familienhund sein darf. Seine jagdliche Bereitschaft verkümmert dadurch bestimmt nicht - dazu ist sie viel zu stark in seinen Genen verankert! Verkümmern würde der Border Terrier höchstens, wenn er im Zwinger gehalten würde und sein sanftes, liebevolles Wesen nicht entfalten könnte!

Wo kauft man einen Border Terrier?

Ist bei der Anschaffung eines Hundes die Wahl auf den Border Terrier gefallen, sollte dies niemals ein Spontanentscheid sein. Zugegeben: sein Blick, der Ausdruck seiner Augen sind umwerfend! Ebenso seine überlegte Art, die liebevolle Zuneigung zu seinen Menschen, vorallem auch zu Kindern, sowie die Verträglichkeit gegenüber Artgenossen.

Aber: all diese Eigenschaften sind und waren beim Border Terrier nicht „einfach vorhanden“, sie sind das Resultat jahrhundertelanger, rigoroser Selektionszucht und Aufzucht. Kein Border, der raufte oder aggressives Verhalten zeigte, wurde in der Meute oder Zucht toleriert. Es liegt daher auch heute bei den Border Terrier Züchtern, das soziale Verhalten, das freundliche Wesen, die Gesundheit und das standardgemässe Erscheinungsbild des Borders zu erhalten resp. zu fördern. Dies bezieht sich auch auf die kritische Auswahl der zukünftigen Welpenbesitzer, denn bei ihnen wird der Border-Welpe letztlich zum typischen Border Terrier. Der Züchter vermittelt ihnen auch rassebezogene Informationen und steht den Käufern beratend zur Seite, auch noch nach der Abgabe des Welpen.

Wer aber ohne Sachkenntnis und nur aus oben erwähnten Aspekten spontan einen Border kauft (was bei einem seriösen Züchter wohl kaum möglich ist), den kann er mit der Zeit tatsächlich „umwerfen“. Dies kann bedeuten, dass seine unverstandenen, jedoch genetisch fest verankerten Verhaltensanteile infolge falscher Haltung und Unterbeschäftigung in übersteigertem Mass zum Vorschein kommen. Er wird zu selbständig, verschwindet in jeder Röhre, jedem Fuchs- oder Dachsbau, verfolgt unabrufbar jede Spur und alles, was sich fortbewegt (Jogger, Tiere, sogar Autos!) Jeder Border Terrier neigt mehr oder weniger zum Jagen, aber wenn er bereits beim Züchter liebevolle Zuwendung und optimale Prägung auf Menschen, andere Tiere, Haushalt, Geräusche etc. erlebt hat, kann diese Neigung bei verständiger Haltung und Erziehung in den Griff bekommen werden. Hilfreich sind dabei sicher auch die Aktivitäten zusammen mit seinen Menschen, denn der Border ist niemals ein Hund „so nebenbei“ – er will voll dabei sein! Auch muss man sich bewusst sein, dass man mit der Anschaffung eines Border Terriers eine – hoffentlich – sehr lange Bindung eingeht, denn er wird nicht selten 15 Jahre alt!

Es ist dem kleinen Kerl zu wünschen, dass er immer verstanden und geliebt wird als das, was er ist: ein Terrier durch und durch mit einer sanften Seele und einem grossen Herzen für seine Menschen.

Quellenhinweise:

“Die Terrier der Welt“ von Tom Horner, Kynos Verlag, 1984

Schweizerisches Hundestammbuch (SHSB) der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft (SKG)

Dieser Bericht ist im Schweizer Hunde Magazin Nr. 3 / 2003 erschienen